Eine Magna Charta für das Netz

Sir Tim Berners-Lee

Man muss nicht an künstliche Intelligenz denken, um herauszufinden, dass es aktuell die in den letzten 50 Jahren herangewachsene Technologie des Internets ist, die unseren Alltag und unsere Privatsphäre massiv beeinflusst. Die gut gemeinten Absichten der Gründungsväter, die ein Instrument erschaffen wollten, das der Menschheit dient und zum besseren gegenseitigen Verständnis verhilft, das hilft wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbreiten, offen zu kommunizieren und die Demokratie zu befördern, wurden gründlich enttäuscht. Statt dessen erleben wir ungehemmte Massenüberwachung, Verletzungen der Privatsphäre, Internet Kriminalität, Fake News und Manipulationen bei Wahlen.

Tim Berners-Lee, dessen Erfindung des World-Wide-Webs, der Internet-Technologie zum Durchbruch verholfen hat, hat eine Kampagne gestartet, um das Internet vor den andauernden zerstörerischen Auswirkungen durch Missbrauch und Diskriminierung zu schützen. Er ruft Regierungen und Einzelpersonen dazu auf, einen neuen “Vertrag für das Internet” zu unterstützen, der darauf abzielt, die Rechte und Freiheiten der Menschen im Internet zu schützen. Dieser Vertrag umreißt Grundsätze, die zu einem vollständigen Vertrag zusammengefügt und im Mai 2019 veröffentlicht werden.

Bei der Vorstellung der Kampagne für eine so genannte “Magna Charta für das Netz“ im November 2018 hatten sich bereits mehr als 50 Organisationen den Vertragsgrundsätzen angeschlossen, darunter die französische Regierung, Facebook und Google. Berners-Lee und die World Wide Web Foundation setzen auf ihren Bekanntheitsgrad und hoffen, dass sich vor allem bei den Mitarbeitern der Großunternehmen eine Haltung breit macht, dass sie nicht diejenigen sein wollten, die Plattformen gebaut haben, die die Menschen dazu gebracht haben, um gegen ihre eigenen Interessen zu handeln.

Zu diesem Vertrag gehört das Projekt „Solid“, das Berners-Lee leitet. Das Kürzel steht für “Social Linked Data”, und wenn alles läuft, wie es sich Berners-Lee vorstellt, wird Solid sämtliche existierende Geschäftsmodelle und Konventionen im Netz umkrempeln. Anstatt seine eigenen Daten in die Serverfarmen der großen IT-Konzerne zu übereignen, soll jeder Nutzer in Zukunft selbst die Hoheit über seine persönlichen Informationen besitzen. Persönliche Daten wie Kontakte, Fotos, Gesundheitsdaten oder auch Kontobewegungen sollen in verschiedenen Containern gespeichert werden, sogenannten Pods. Die Pods wiederum lassen sich an beliebigen Orten speichern. Vor allem aber geht es darum, dass der Nutzer selbst bestimmen kann, wer Zugriff auf die dort hinterlegten Daten hat. Wer dann von einem Anbieter zum anderen wechseln möchte, entzieht dem alten Anbieter die Rechte und gewährt sie dem neuen. Genauso könnte ein Umzug von einem sozialen Netzwerk in ein anderes vonstattengehen. Die Macht der Megakonzerne wäre gebrochen. Noch fehlt es „Solid“ ebenso an fertigen Diensten wie an einer kritischen Masse an Nutzern. „Aber das Internet hat in der Vergangenheit immer wieder Überraschungen hervorgebracht“, so Tim Berners-Lee.

/1/ https://fortheweb.webfoundation.org

Interessierte können sich hier in einen Verteiler eintragen, um Unterstützung für die “Prinzipien des offenen Netzes” zu signalisieren.

Gerhard Schimpf, the recipient of the ACM Presidential Award 2016, has a degree in Physics from the University of Karlsruhe. As a former IBM development manager and self-employed consultant for international companies, he has been active in ACM for over four decades. He was a leading supporter of ACM Europe, serving on the first ACM Europe Council in 2009. He was also instrumental in coordinating ACM’s spot as one of the founding organizations of the Heidelberg Laureates Forum. Gerhard Schimpf is a member of the German Chapter of the ACM (Chair 2008 – 2011) and a member of the Gesellschaft für Informatik. --oo-- Gerhard Schimpf, der 2016 mit dem ACM Presidential Award geehrt wurde, hat an der TH Karlsruhe Physik studiert. Als ehemaliger Manager bei IBM im Bereich Entwicklung und Forschung und als freiberuflicher Berater international tätiger Unternehmen ist er seit 40 Jahren in der ACM aktiv. Er war Gründungsmitglied des ACM Europe Councils und gehört zum Founders Club für das Heidelberg Laureate Forum, einem jährlichen Treffen von Preisträgern der Informatik und Mathematik mit Studenten. Gerhard Schimpf ist Mitglied des German Chapter of the ACM (Chairperson 2008 – 2011) und der Gesellschaft für Informatik.


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